Grosse Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Jedenfalls an die Fassade: Eines der prominentesten Medienhäuser Europas, das Haus des Rundfunks in Berlin - einst Sitz des stolzen Senders Freies Berlin -, ist Austragungsort des diesjährigen Prix Europa, dem Wettbewerb unter Europas besten Radio-, Fernseh- und Webproduktionen. In dieser historischen Reihenfolge.
Während in besagtem Haus des Rundfunks also allüberall Radio- und Fernsehempfänger stehen und sich regen Zuspruchs erfreuen, ist das Internetzeitalter in den hehren Mauern noch nicht so recht angekommen. WLAN gibt's nicht - zumindest laut offizieller Auskunft. Mein handliches Taschen-Web lässt sich als Geigerzähler verwenden, und im zweiten Stock werde ich fündig. Ein Stuhl, mein Notebüchlein auf den Knien, Kamera-Chip zwischen den Zähnen, voilà. Blogging in extremis.
Doch einen Vorteil hat es, dass das Web noch so jung ist: Man kennt sich, selbst an einem solchen Wettbewerb. Ich habe knapp das Haus des Rundfunks betreten, da tönt es laut und vernehmlich: "Viel zu früh, viel zu früh - hallo Thomas!". Am Empfang steht grinsend François Smit, die Seele des Web-Wettbewerbs. Die Welt ist ein Dorf.
A propos grosse Ereignisse: Das Internet heisst im hochtrabenden Jargon des Prix Europa "Emerging Media". Ich bin ab sofort mit "Sir" anzusprechen.
Montag, 20. Oktober 2008
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Lieber Thomas
AntwortenLöschenda hast du was falsch verstanden: "Emerging Media" meint doch "aufstrebend". Die Analogie ginge wohl mehr in die Richtung: Der Affe lernt aufrecht gehen. Was aber nicht heissen soll, dass ich dich künftig als Affe titulieren möchte :-).
Soviel zu den lieben Kollegen. Ich seufze tief, ergehe mich in Erinnerungen an den Lateinunterricht des letzten Jahrhunderts ("emergo", lat. für "auftauchen") und präzisiere, dass der "Sir" ungefähr so ewiggestrig ist wie die Ansicht, das Web tauche allmählich am Medienhorizont auf.
AntwortenLöschenIch sitze im Internet-Café am Bahnhof Zoo, eingekeilt zwischen Horden von Berlinerinnen, die um die Wette surfen, bloggen, chatten. Hier taucht gar nichts mehr auf. Das Web ist längst da. Überall.
Und jetzt gönn' ich mir eine Banane.
Ich wollte ja nicht unterstützen, dass ich mit dem "emerging" einverstanden sei. Mich hat das auch etwas erstaunt. Es spiegelt die Realität im Denken einiger Leute - es spiegelt nicht die Realität im Alltag, eben im Internet-Café, die du so schön beschreibst.
AntwortenLöschenWünsche übrigens noch guten Appetit gehabt zu haben.
Mit einem Wort: Danke! (Lies: vgl. nächsten Post.)
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