Alles an diesem
Haus des Rundfunks atmet Geschichte: die Ziegelsteinmauern aus dem Jahr 1929, ihre Ehrfurcht gebietende Architektur, das Wissen um die zeit- und mediengeschichtliche Bedeutung: Hier ging Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels ein und aus, von hier sendete
das Radio des freien Westens schlechthin, der Sender Freies Berlin. Nichts vermag diese Historizität besser zu veranschaulichen als der Pater-Noster-Aufzug (Bild). Und niemand hat ihm und dem Radio ein schöneres Denkmal errichtet als Heinrich Böll in seiner Satire
"Doktor Murkes gesammeltes Schweigen".
Bei soviel Geschichtsträchtigkeit ist auch nicht verwunderlich, dass mit Notebooks bewehrte Kollegen mit Argwohn betrachtet und die wenigen öffentlichen Web-Terminals in einen Korridor im zweiten Stock verbannt werden. "Emerging Media", fürwahr: In diesem Haus zählt das Internet noch nicht so richtig zur Mediengegenwart.
P.S. in Sachen existentialistischer Turnübung des Doktor Murke - im Inneren der Pater-Noster-Kabinen steht zu lesen: "Keine Gefahr! Die Weiterfahrt durch Keller und Dachboden ist völlig ungefährlich!"
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